Wechselpilot informiert: Steigt oder sinkt der Strompreis?
Wechselpilot übernimmt laufend die Optimierung der Strom- und Gasverträge und wird von uns empfohlen: verbraucherschutz.de/wechselpilot/. Wechselpilot ließ uns am 24.08.2023 die nachstehenden Informationen zukommen.
Viele Blicke waren in den letzten Monaten sorgenvoll auf den Strompreis gerichtet. Wie aus dem Nichts war dieser während der Energiekrise in die Höhe geschnellt, kaum jemand hatte eine derartig plötzliche Preisexplosion für möglich gehalten.
Doch wie entwickelt sich der Strompreis in nächster Zeit? Viele Marktexperten wagen sich an eine Prognose, schließlich benötigen Verbraucher einen Richtwert für die Zukunft, doch die exakten Zahlen sind oftmals weit gestreut und sogar widersprüchlich. Gar nicht so leicht also, den Verlauf des Strompreises vorherzusagen, das haben nicht zuletzt die letzten Monate und Jahre gezeigt.
Warum ist der Strompreis also derart schwer zu antizipieren? Wir erklären Ihnen die Hintergründe – und sagen Ihnen, warum wir auf genaue Preisprognosen verzichten.
Rückblick: Die Entwicklung des Strompreises
Bevor wir nach vorne schauen, wollen wir erst einen kurzen Blick in die Vergangenheit werfen. Wie hat sich der Strompreis in diesem Jahrhundert entwickelt? Im Allgemeinen gilt: Seit der Liberalisierung des Energiemarktes 1998 sind die Preise für Strom und auch Gas stetig angestiegen. Zu Beginn der 2000er lag der Strompreis noch bei unter 15 Cent pro Kilowattstunde, knapp fünfzehn Jahre später hatte sich dieser Wert fast verdoppelt – das lässt sich auch nicht mehr nur mit Inflation erklären.
Dennoch war der Strompreis für eine nennenswerte Zeit tatsächlich durchaus stabil. Während der 2010er-Dekade pendelte er sich lange Zeit in einem Preiskorridor zwischen 28 und 30 ct/kWh ein. Das änderte sich allerdings mit dem neuen Jahrzehnt, schon 2020 war der Strompreis bereits auf ungefähr 32 ct/kWh angestiegen – also schon zwei Jahre vor der Energiekrise! Entgegen gängigen Annahmen ist der Strompreis somit nicht erst mit dem Beginn des Russland-Ukraine-Krieges angestiegen, ein Aufwärtstrend war bereits zuvor zu beobachten.
Gleichzeitig sollen die Umwälzungen der Energiekrise nicht untertrieben werden. Seit dem Frühjahr 2022 kam es zu einer beispiellosen Preisschraube, durchschnittlich lag der Strompreis im Vorjahr bei weit über 40 ct/kWh; zwischenzeitlich wurde für wenige Wochen sogar ein Allzeithoch von mehr als 70 ct/kWh erreicht.
Das hat sich ein Jahr später wieder geändert. Obwohl von manchen Seiten gar eine dauerhafte Vervielfachung des Strompreises prognostiziert wurde, lässt sich momentan ein rückläufiger Trend beobachten. Tatsächlich befindet sich der Strompreis aktuell gar in Regionen unterhalb der 30 ct/kWh und somit wieder auf Vorkrisenniveau. Eine ganz schöne Achterbahnfahrt!
So wird der Strompreis bestimmt
Doch woher kommt dieses plötzliche Auf und Ab? Um die Fluktuationen des Strompreises zu verstehen, wollen wir Ihnen erklären, wie der Strompreis überhaupt entsteht. Im Allgemeinen setzt sich dieser aus drei Faktoren zusammen.
Hier sind zuerst Steuern und Abgaben zu nennen, aktuell sind diese für ungefähr ein Viertel des Gesamtstrompreises verantwortlich. Zu diesem staatlichen veranlassten Preisbestandteil gehören vor allem die Mehrwertsteuer (19 Prozent) sowie die Stromsteuer (2,05 ct/kWh), welche seit vielen Jahren unverändert sind. Steuern und Abgaben für Strom sind also relativ stabil bzw. haben sich mit dem Wegfall der EEG-Umlage (3,72 ct/kWh) ab Juli 2022 sogar verringert. Das gilt nicht für Netzentgelte, diese fallen für die Nutzung des Stromnetzes an und haben sich in diesem Jahrzehnt minimal, aber konstant erhöht. Sie sind automatisch in der Stromrechnung enthalten und werden an den örtlichen Netzbetreiber entrichtet, zurzeit machen die Netzentgelte ungefähr ein Fünftel des Gesamtstrompreises aus.
Der Löwenanteil (2022: 54 Prozent) entfällt hingegen auf die Kosten für die Beschaffung und den Vertrieb des Stroms: Während die anderen beiden Preisbestandteile im Vornherein fixiert und somit für alle Verbraucher eines Einzugsgebietes gleich sind, wird dieser Anteil vom jeweiligen Stromversorger bestimmt, hier konkurrieren Versorgungsunternehmen auf dem freien Markt um Kunden.
Doch wie entscheiden Anbieter, welche Beschaffungskosten sie für ihren Strom ansetzen? Hier ist der Großmarkt für Energie entscheidend, denn die meisten Versorger produzieren ihren Strom tatsächlich gar nicht selbst. Stattdessen wird dieser auf einer Energiebörse eingekauft, dort wird Energie wie eine ganz normale Ware in großem Stil gehandelt. Ähnlich wie an der Wall Street oder beim DAX ändern sich die Börsenkurse für Strom oder Gas jeden Tag, je nachdem wie hoch Angebot und Nachfrage gerade sind – dementsprechend stark können etwaige Schwankungen ausfallen.
Diese Börsenkurse bestimmen, wie teuer für Versorger der Einkauf des benötigten Stroms letztlich ist. Diese Beschaffungskosten werden dann in der Regel mit etwas Verzögerung an den Kunden weitergegeben – somit hängt der Strompreis für Haushalte direkt mit dem Börsenpreis auf dem Großmarkt zusammen.
Für die meiste Zeit lag dieser Börsenpreis bei ungefähr 20 bis 60 Euro pro Megawattstunde (EUR/MWh). 2021 begann der Kurs allerdings stark anzusteigen, ehe er 2022 im Zuge der Energiekrise explodierte und sich im Vergleich zum Vorkrisenniveau vervielfachte. Für Versorger war die Beschaffung von Energie auf dem Großmarkt folglich plötzlich viel teurer als zuvor – Leidtragenden waren hier vor allem die Verbraucher, denn an diese wurden diese Kostenerhöhungen dann weitergegeben.
Einflussfaktoren auf den Strompreis: Darum sind Prognosen so schwierig
Für den Haushaltsstrompreis ist also der Strompreis an der Börse entscheidend. Dieser richtet sich nach Angebot und Nachfrage, zwei überaus wechselhafte Faktoren, die langfristig schwer vorherzusehen sind. Gleichzeitig ist dieser Börsenstrompreis auch stark an den Gaspreis gekoppelt – das liegt am Prinzip der sogenannten Merit-Order, die an der Strombörse letztlich den Endpreis bestimmt. Bei der Merit-Order werden jeden Tag alle Kraftwerke, die ihren Strom an der Börse anbieten, nach ihren Produktionskosten sortiert. Günstig ist hier vor allem grüne Energie, während die Stromproduktion mit Gas oder Öl sehr teuer ist. Anschließend wird die tägliche Gesamtnachfrage ermittelt: Beginnend beim Kraftwerk mit den günstigsten Erzeugungskosten werden nacheinander alle Kraftwerke hinzugezogen, um den Bedarf decken. Das letzte benötigte Kraftwerk legt dann den Endpreis für den jeweiligen Tag fest, welcher für sämtliche Stromtransaktionen gilt, egal wie hoch die Produktionskosten tatsächlich waren. Bei hoher Nachfrage ist dieses letzte benötigte Kraftwerk in der Merit-Order oftmals ein Gaskraftwerk – dessen Kosten bei der Stromerzeugung richten sich folglich direkt am Gaspreis, was dann wiederum unmittelbar den Strompreis beeinflusst.
Doch der Gaspreis ist nicht die einzige Variable, welche den Börsenkurs für Strom bedingt. Hier sind einige bedeutende Preisfaktoren, die letztlich beeinflussen, ob der Strompreis steigt oder sinkt:
Weltpolitische Ereignisse: Der Markt reagiert sehr sensibel auf Ereignisse der politischen Weltbühne. Bestes Beispiel hierfür ist die Invasion der Ukraine durch Russland, bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn begannen die Marktpreise in die Höhe zu schnellen – dabei hatte es zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Auswirkungen auf die Gasversorgung gegeben, russische Lieferungen blieben noch viele Monate danach unverändert. Doch schon die bloßen Sorgen um mögliche Versorgungsengpässe und eine langfristige Angebotsknappheit waren bereits ausreichend, um die Preise nach oben zu bewegen. Aufgrund der bereits erwähnten Verzahnung von Strom- und Gaspreis wurde Energie im Allgemeinen teurer.
Konjunktur: Die generelle Energienachfrage ist stets von der ökonomischen Lage abhängig. Während der Corona-Pandemie war die weltweite Nachfrage etwa zwischenzeitlich abgeflaut, mit dem Wegfall der Einschränkungen kam es 2021 hingegen zu einem plötzlichen volkswirtschaftlichen Rebound. Die unerwartete Steigerung der Nachfrage sorgte sogleich für einen steigenden Börsenpreis; ohnehin ist das Wirtschaftswachstum gerade in Asien unverändert groß, wodurch auch ein wachsender Bedarf an fossilen Ressourcen entsteht. Das führt langfristig zu höheren Preisen auf dem Großmarkt.
Stromverbrauch: Die Nachfrage richtet sich gleichzeitig aber immer auch am aktuellen Verbrauch. Allseits wurde während der Krise die Notwendigkeit von Energiesparmaßnahmen betont, hinzu gab es durch die astronomisch hohen Haushaltspreise ohnehin beträchtliche Sparanreize. Laut Angaben der Bundesnetzagentur sank der Gasverbrauch in Deutschland 2022 um fast 15 Prozent – auch deswegen sind die Gasspeicher momentan gut gefüllt, was Versorgungsängste mindert und zu einer Entspannung der Energiepreise sorgt.
Energiepolitik: Auch wenn der Börsenpreis primär durch marktwirtschaftliche Mechanismen gesteuert wird, können energiepolitische Entscheidungen dennoch maßgeblichen Einfluss auf das Preisniveau ausüben. Nach dem endgültigen Atom-Aus im Mai 2023 gab es beispielsweise Sorgen um einen höheren Strompreis, schließlich fiel ein signifikanter Bestandteil der Stromversorgung ersatzlos weg. Einige Monate später hat sich indessen zumindest fürs Erste gezeigt, dass diese Ängste überraschenderweise unbegründet waren.
Ausbau erneuerbarer Energien: Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Lücke, welche durch den Wegfall der Kernenergie entstand, mit anderen Energiequellen kompensiert werden kann. Am wichtigsten sind hier erneuerbare Energien, denn Wind- und Solarkraftwerke produzieren ihren Strom nicht nur nachhaltig, sondern auch verhältnismäßig kosteneffizient. Je mehr grüne Energie es also auf dem Markt gibt, desto günstiger wird Strom im Allgemeinen, schließlich muss in der oben beschriebenen Merit-Order dann idealerweise kein teures Gaskraftwerk hinzugezogen werden. Für die langfristige Zukunft ist es deswegen unerlässlich, dass die Bundesregierung den Ausbau regenerativer Energien vorantreibt, um ein erschwingliches Preisniveau zu gewährleisten. 2022 war der Anteil grüner Energie an der gesamtdeutschen Stromerzeugung von 42 auf 46 Prozent gestiegen.
Wetter: Ein höherer Anteil an Wind- und Sonnenenergie wirkt zwar einerseits einer Erhöhung des Preisniveaus entgegen, aber sorgt gleichzeitig für intensivere Preisschwankungen. Das liegt daran, dass die Erzeugungsmenge von Wind- und Solarkraftwerken immer auch an meteorologische Unwägbarkeiten gebunden ist – bei wenig Wind und Sonneneinstrahlung wird auch weniger Energie produziert, wie es etwa im windarmen Jahr 2021 der Fall war. Das sorgt für ein geringeres Angebot und somit für höhere Marktpreise.
Temperaturen im Winter: Ein weiterer bedeutender Wetterfaktor sind die Temperaturen in den winterlichen Monaten. Je kälter es um diese Zeit ist, desto mehr muss auch geheizt werden – eine höhere Erdgasnachfrage sorgt dann automatisch auch für höhere Energiepreise. Das gilt aber ebenso umgekehrt, 2022 war der Winter etwa ausgesprochen mild. Auch deshalb gab es keine Befürchtungen über einen Versorgungsengpass, die Einkaufspreise brachen daraufhin ein.
Wir sehen also: Der Energiemarkt ist ein überaus komplexes Konstrukt, bei dem zahlreiche Preisbestandteile eine Rolle spielen – viele von ihnen (wie der Russland-Ukraine-Krieg oder die Corona-Pandemie) sind schlichtweg unvorhersehbar. Ohnehin sind die Wechselwirkungen zwischen ökonomischen, politischen und meteorologischen Aspekten schwer zu durchdringen, was Preisvorhersagen im Allgemeinen erschwert.
Wechselpilot ist deswegen der Ansicht, dass eine exakte Prognose weder seriös noch realistisch ist, zu mannigfaltig und schnelllebig sind die möglichen Einflussfaktoren – wir verzichten deswegen auf genaue Preisvorhersagen, aber versuchen weiterhin, Sie durch regelmäßige Updates und Analysen über alle Geschehnisse auf dem Energiemarkt zu informieren.
Verbrauchern raten wir dazu, sich nicht zu sehr von langfristigen Preisprognosen beeinflussen zu lassen – selbst fundierte Vorhersagen können schon in kurzer Zeit wieder an Aktualität einbüßen. Gerade die aktuellen Preissenkungen haben viele überrascht, deswegen lohnt sich ein regelmäßiger Tarifvergleich. Mit unserem Rechner können Sie in wenigen Klicks herausfinden, ob es an Ihrem Wohnort gerade einen besseren Vertrag gibt – Wechselpilot-Kunden wechseln wir ohnehin jährlich und automatisch in den optimalen Tarif.
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