Neue Betrugsmasche: PayPal und Ebay-Kleinanzeigen kümmern sich nicht.
Herr Lars S. schrieb uns am 15.6.22:
Betreff: Neue Betrugsmasche Ebay Kleinanzeigen – PayPal
Kunden-oder Vertragsnummer: Mitglied (Geschädigte): …………
Internetseite: www.paypal.com
Nachrichtentext:
Neue Betrugsmasche Ebay Kleinanzeigen – PayPal (nicht per Freunde!)
Hallo,
Ich möchte auf eine neue und gravierende Betrugsmasche mit PayPal und Ebay-Kleinanzeigen hinweisen. Zu dem Background: Mir sind der Ablauf und auch die Schwachstellen und Gefahren aus hunderten Käufen bei Kleinanzeigen sowie deren Zahlung per PayPal durchaus geläufig. Die Zahlung tätige ich überwiegend nur an langjährige Verkäufer mit guten Bewertungen und dann auch per „Zahlung von Waren und Dienstleistungen“.
Die neue Masche scheint sich aus mehreren Vorgängen zusammenzusetzen:
1. Ein fremdes vertrauenserweckendes Kleinanzeigenkonto wird gekapert, dadurch erlangt der Betrüger die gute Referenz mit entsprechenden Bewertungen. Ob es gehackt oder dies durch Pw-Diebstahl geschieht ist unbekannt.
2. Es wird ein Artikel „verkauft“ der nie wirklich existiert und für die Zahlung PayPal angeboten, aber neu (!) nicht etwa per Freunde gefordert, da die Masche bekannt ist und kaum einer noch drauf rein fällt.
3. Wenn die Zahlung per PayPal erfolgt, ist die Menuführung anders, es fehlt während des Vorganges schlicht die Option „Zahlung von Waren und Dienstleistungen“, sodass man vermutet PayPal hat ein neues Design und die Frage nach der Zahlungsoption kommt noch. Dies kommt aber nicht, vielmehr ist die Option „per Freunde“ versteckt vorbelegt. Warum dies von Seiten PayPal überhaupt geht, ist sehr fraglich und zurzeit habe ich den Support mit einem Ticket dazu konfrontiert jedoch keine Aussage oder Abhilfe bekommen. Offiziell gibt es kein anderes Menu als die gewohnte Auswahl der 2 verschiedenen Zahlungsoptionen, das entspricht aber nicht der Wahrheit, was auch weitere Erfahrungen aus dem PayPal-Forum belegen (https://www.paypal-community.com/t5/Kaufen/Geld-senden-f%C3%BCr-Waren-Dienstleistungen-Option-verschwunden/td-p/2001054?profile.language=de). Der Verdacht liegt nahe, das PayPal inoffiziell den Weg des geringsten Widerstands geht und bei auffälligen Nutzern mit hoher Rückforderung der Käufer, oder weiteren Ungereimtheiten schlicht die Option „Zahlung von Waren und Dienstleistungen“ unterbindet, zu Lasten und vor allem ohne sichtbaren Hinweis der nachfolgenden Käufer. Dies ist mindestens als Beihilfe zum Betrug zu sehen, PayPal sollte bei einem solchen Verdacht generell jegliche Zahlung unterbinden und nicht nur deren Option mit Käuferschutz.
4. PayPal stellt sich momentan quer und behauptet man hätte „Zahlung von Waren und Dienstleistungen“ nutzen sollen, auf den Hinweis das es das Menu nicht gab, geht man nicht ein, also bekannte Standardsätze die nicht weiterhelfen.
5. Der Betrüger kann auch nicht über Ebay Kleinanzeigen verfolgt werden, da das Konto gekapert war zieht und macht er weiter. An das Geld und die Identität des Betrügers kommt man nicht ran.
6. Unabhängig des Betrugs ist das Verhalten und das fehlerhafte Menu von PayPal mehr als ärgerlich.
mfG Lars S.
Verbraucherschutz.de leitete die Anfrage am 20.6.22 an PayPal und Ebay-Kleinanzeigen weiter und bat Herrn S. um Information, wenn sich PayPal oder Ebay-Kleinanzeigen mit ihm in Verbindung gesetzt hat. Herr S. schrieb am 8.7.22:
Hallo Frau Lauckenmann,
Entschuldigung für die späte Antwort, ich wollte nur gern besser vorbereitet sein um Ihnen alle wichtigen Info’s geben zu können. Danke nochmal das Sie sich den Fall angenommen haben, das ist wirklich sehr nett! Folgender Zwischenstand: Die Firma PayPal hat nicht eingelenkt und auch nicht den Umstand der fehlerhaften Funktion, die diese Betrugsmasche erst ermöglicht hat, bestätigt / entschuldigt. Diese (Empfängeradressen-abhängige!) fehlerhafte Funktion von PayPal (Auswahl der 2 Optionen „per Freunde“ und „Waren und Dienstleistungen“ siehe Anhang!) wurde von uns durch Screenshots nachgewiesen und PayPal damit konfrontiert, auch in diversen Foren, so auch im PayPal eigenen Forum ist die Problematik durch andere Nutzer beschrieben. Jetzt kommt der Clou: PayPal selbst hat dies nie kommentiert, sondern still und heimlich seit wenigen Tagen das Layout geändert und dahingehend sicherer gestaltet. Unser Fall jedoch wurde jetzt mit Standardsprüchen abgewiesen, Zitat: „Wir haben die Transaktion(en) überprüft und müssen Ihren Antrag auf Käuferschutz bzw. Ihre Anträge ablehnen. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil diese Transaktion nicht autorisiert wurde. Es tut uns leid, dass es Probleme mit diesen Transaktionen gab.“ Meines Erachtens hätte sich PayPal deutlich kulanter zeigen müssen da sie mindestens eine Mitschuld trifft. Die Beiden anderen Betroffenen – also das Kleinanzeigen-Mitglied, soviel das PayPal-Mitglied wurde von uns angezeigt, eine Mitarbeit zur Aufklärung (Identität Nutzer „Julia Bader“) seitens PayPal ist uns zumindest nicht bekannt, auch warte ich noch auf Rückmeldung der Polizei. Alles in Allem bin ich von PayPal sehr enttäuscht und möchte in den Medien auf diesen Missstand aufmerksam machen und das Vorgehen von PayPal anprangern. Anbei hänge ich Ihnen noch den Nachweis mit den Screenshots.
Vielen Dank und erstmal ein schönes Wochenende, Grüße, Lars und Solveig S.
Wir schrieben am 9.7.22 erneut PayPal an und fragten Herrn S., ob sich Ebay-Kleinanzeigen bei ihm gemeldet hätte. Herr S. schrieb:
Hallo Frau Lauckenmann,
nein mit Kleinanzeigen hatte ich jetzt keinen weiteren Kontakt. Für mich sah es auch so aus, als wenn Kleinanzeigen in der Richtung wenig tun kann, da es schlicht ein wie auch immer gekapertes Nutzerkonto (Pishing) des betrügerischen „Verkäufers“ gewesen sein kann. Und da ist für mich schwer nachzuforschen inwiefern auch der mutmaßlich betrügerische Kleinanzeigen-Nutzer selbst wirklich betrogen hatte oder zumindest eine Mitschuld trägt indem er das Konto „geteilt“ hatte oder wenig auf Passwortsicherheit geachtet hat etc. Den weitaus größeren Part trägt in meinen Augen PayPal durch das Ermöglichen der nicht sinngemäßen und nutzerschützenden Oberfläche für die Zahlungsabwicklung die, wie letztens beschrieben, kürzlich wieder neu gestaltet wurde. Ich freu mich wenn Sie mich auf dem Laufenden halten könnten wie PayPal Ihnen gegenüber Stellung bezieht, vielen Dank für Ihre Mühen und bis bald, Grüße, Lars S.
Wir schrieben am 18.7.22:
Sehr geehrter Herr S.
da es sich um Geldangelegenheiten handelt, würde PayPal nicht uns informieren, sondern Sie kontaktieren.
Sollte PayPal dies nicht tun, können wir da leider weiter auch nichts machen, denn wir beschäftigen keine Anwälte.
Ich muss Sie in dem Fall dann leider bitten, die Verbraucherzentrale aufzusuchen.
Wir werden den Vorgang veröffentlichen.
Am 19.7.22 erhielten wir die nachstehende Antwort von PayPal:
Sehr geehrte Frau Lauckenmann,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Nachfolgend finden Sie unsere Antwort in Bezug auf den Käuferschutz.
Die meisten unserer Kund*innen nutzen PayPal jeden Tag ohne Probleme, aber manchmal kann etwas schiefgehen und deshalb bieten wir unseren Käuferschutz an. Mit dem PayPal-Käuferschutz haben Kund*innen bis zu 180 Tage Zeit, sich mit uns in Verbindung zu setzen und Probleme zu melden, z. B. wenn der gekaufte Artikel nicht beim/bei der Käufer*in ankommt oder wenn der gekaufte Artikel erheblich von der Beschreibung des/der Händlers/Händler*in abweicht. Der Käuferschutz gilt für Einkäufe, die auf einer beliebigen Website getätigt werden, wenn der/die Kund*in mit PayPal bezahlt.
Damit Käufer vom PayPal-Käuferschutz profitieren können, muss die Zahlung über die Funktion „Geld senden für Waren und Dienstleistungen“ erfolgen. Der PayPal-Käuferschutz gilt nicht für die Variante „Geld an Freunde und Familie senden“.
Hinsichtlich der Frage, dass die Option „Zahlung von Waren und Dienstleistungen” nicht angezeigt wurde: Einige PayPal-Kontoinhaber können mit ihren PayPal-Konten keine kommerziellen Transaktionen empfangen. Daher wird die Option “Waren und Dienstleistungen” den Käufern/der Käuferin in diesen Fällen nicht angezeigt.
Mit freundlichen Grüßen
PayPal
Wir schrieben am 20.7.22:
Guten Morgen Herr S.
vielen Dank für Ihre Antwort.
Sie schreiben: „Einige PayPal-Kontoinhaber können mit ihren PayPal-Konten keine kommerziellen Transaktionen empfangen.“
Herr S. schrieb:“ Mir sind der Ablauf und auch die Schwachstellen und Gefahren aus hunderten Käufen bei Kleinanzeigen sowie deren Zahlung per PayPal durchaus geläufig.
Die Zahlung tätige ich überwiegend nur an langjährige Verkäufer mit guten Bewertungen und dann auch per „Zahlung von Waren und Dienstleistungen“.
Somit sieht es so aus, als wenn Herr S. bisher kommerzielle Transaktionen empfangen konnte.
Warum konnte er das jetzt plötzlich nicht mehr.
Herr S. schrieb:“ PayPal stellt sich momentan quer und behauptet man hätte „Zahlung von Waren und Dienstleistungen“ nutzen sollen, auf den Hinweis das es das Menu nicht gab, geht man nicht ein, also bekannte Standardsätze die nicht weiterhelfen.“
Herr S. hat ja einen Screenshot mitgeschickt, auf dem ganz eindeutig nur steht „Geld an einen Freund senden“.
Auf die Anzeige, die Herr S. erstattet hat, und in der er nochmal das ganze „Betrugskonstrukt“ geschildert hat, gehen Sie gar nicht ein. (Siehe Anlage 2).
Soll Herr S. jetzt seine 215,72 Euro abschreiben, obwohl es sich um Betrug handelt?