Corona: Inzidenzwert ist nicht das Maß aller Dinge!
Je mehr getestet wird, desto mehr Infektionen werden entdeckt. Dadurch steigt der Inzidenzwert. Experten und Politiker sind der Meinung, dass man eine Ampel brauche, um mehrere Faktoren berücksichtigen zu können. Klaus Stöhr, Epidemiologe, nennt fünf Kennziffern auf die es wirklich ankäme: die Ausbreitungsgeschwindigkeit, die Infektionen unter Älteren und Vorerkrankten, den Fortschritt beim Impfen, die Belegung der Intensivstationen und die generelle Auslastung der Krankenhäuser. Wie dramatisch die Lage für die Bevölkerung ist, entscheidet nicht allein die Fallzahl. Es sei kein Grund für einen Lockdown, nur weil sich viele Menschen infizieren, die aber kaum Symptome haben.
Hendrik Streeck, Virologe Uni Bonn, ist der Meinung, dass sich die Lage geändert hat. Durch den Impffortschritt und die geänderten Teststrategien könne das Infektionsgeschehen nicht nicht allein an der Inzidenz gemessen werden. Die Anzahl der über 60-jährigen, die wegen Corona ins Krankenhaus müssten, sei da wichtiger zu beurteilen. Also eine Inzidenz für schwere Verläufe unter Senioren.
Für Andreas Radbruch, Immunologe und Leopoldina-Wissenschaftler, wird der Inzidenzwert überbewertet. Es solle einen „Risikowert“ geben, in den auch die Immunitätsrate berücksichtigt wird. Also der Anteil der Bevölkerung, der die Krankheit bereits überstanden hat, und die der Anteil, der bereits geimpft wurde. Mittlerweile sei der Großteil der über 80-jährigen bereits geimpft und fast alle Pflegeheim Bewohner. Dies ist die Bevölkerungsgruppe, in der es am häufigsten zu schweren Verläufen und Todesfällen kam.
Bernd Althusmann, Niedersachsens Vize-Regierungschef, forderte auch bereits einen „Risikowert“, der die Inzidenz-Abhängigkeit ersetzen solle.
Christine Aschenberg-Dugnus, FDP-Gesundheitsexpertin fordert Konsequenzen, denn das Festhalten am undifferenzierten Inzidenzwert würde einen Dauer-Lockdown bedeuten. Die Impfquote und das Alter der Infizierten, sowie andere Faktoren müssten endlich durch Bund und Länder berücksichtigt werden.
Geschehe dies nicht, müssten die frustrierten und zermürbten Bürger weiter und den undifferenzierten Maßnahmen leiden.
Quelle:
Bild Zeitung vom 18.3.2021.