Wir müssen auf die Tube drücken!
Herstellern wird zunehmend vorgeworfen, den sogenannten „geplanten Verschleiß“ bei Elektrogeräten und anderen Gebrauchsgegenständen herbeizuführen.
Die Geräte werden entweder so gebaut, dass sie kurz nach der Garantiezeit kaputt gehen, oder es werden entsprechende Module eingebaut, die dies bewirken, sagt man.
Die Haltbarkeitsdauer bei Gebrauchsgegenständen wie zum Beispiel Rasierklingen, Glühbirnen oder Handy Akkus würde bewusst manipuliert, heißt es, damit der Verbraucher häufiger diese Produkte neu kaufen muss.
Das Erstaunliche ist, dass es diesen „geplanten Verschleiß“ nicht erst seit heute gibt, sondern schon seit fast hundert Jahren. Damals versuchte General Motors seinen Konkurrenten Henry Ford aus dem Feld zu schlagen in dem er die Haltbarkeit der Automobile stark verkürzte. Und es gelang ihm.
Heute halten immer mehr Produkte für einen immer kürzeren Zeitraum, und das funktioniert nur, weil die allmähliche Verschlechterung der Ware unter der Wahrnehmungsgrenze des Verbrauchers gehalten wird.
Im Klartext: Die Industrie geht davon aus, dass ein Verbraucher nicht weiß, dass er ein und dasselbe Produkt früher 5 Jahre und heute nur 4 Jahre benutzen kann, bevor es unbrauchbar ist.
Kürzere Lebensdauer der Produkte bedeutet aber, dass der Verbraucher häufiger, nach kürzerer Zeit das Produkt nachkaufen muss.
Verbunden mit dem Einsatz von minderwertigeren Materialien, die weniger kosten, bedeutet dieser Mehrkonsum also mehr Gewinn für die Hersteller.
Nun stellt sich die Frage, bei welchen Produkten ebenfalls so ein „Mehrkonsum“ im Sinne der Gewinnoptimierung provoziert werden kann.
Jeder Haushalt verwendet Produkte aus der Körperpflege- und der Lebensmittelbranche, die in Tuben oder Plastikflaschen abgefüllt sind.
Viele Verbraucher berichten, dass sie diese Plastikflaschen mühsam aufschneiden, um auch den letzten Rest nutzen zu können.
Aber sicher gibt es auch sehr viele Verbraucher, für die die Verpackung „leer“ ist, sie diese entsorgen, und sich das Produkt neu kaufen.
Und genau damit werden die Hersteller dieser Produkte rechnen. Oftmals wird inzwischen das Produkt dann aber mit einer „neuen Rezeptur“ in die Regale gestellt. Und der Preis geringfügig (unter der Wahrnehmungsgrenze des Verbrauchers) angehoben.
Somit trägt der Verbraucher wieder dazu bei, dass die Gewinne der Hersteller steigen, aber – und das darf ja dabei auch nicht vergessen werden – die Müllberge steigen!
So wurde festgestellt, dass in Pumpspendern bis zu 10% des Inhalts in der Tube bleibt. Grund: Der Pumpkanal reicht gar nicht bis zum Boden.
In Haargeltuben, obwohl sie auf dem Kopf stehen, fanden sich bis zu 20% Reste rechts und links von der Tubenöffnung.
Besonders schlimm ist es bei bauchigen Ruben, die sich vom oberen Rand zur Mitte erweitern und von der Mitte zum Boden verengen, also wie eine Elypse aussehen. Hier beträgt der Rest in der Packung ca. 30%.
In machen Tuben ist das Material im Inneren der Tube so beschaffen, dass selbst hier an den Rändern das Produkt kleben bleibt.
Wie können wir Verbraucher uns aber davor schützen?
Vor Kauf eines Produktes sollte man sich über das Produkt und dessen Inhaltsstoffe informieren.
Günstiger ist nicht immer auch gut, denn wenn es sich im teureren Produkt um haltbarere Inhaltsstoffe handelt, kann dies auf Dauer die preisgünstigere Lösung sein.
Es gibt ein System, welches Tuben komplett leert. Dies arbeitet mit Unterdruck. Diese Produkte sind möglicherweise etwas teurer, weil auch die Erforschung und Herstellung solcher Systeme aufwendiger und teurer ist, aber unterm Strich kann der Verbraucher sicher sein, dass er nicht nur 2/3 seiner Tube, sondern alles verbraucht hat, bevor er die Tube entsorgt.
Artikel wie verdickten Nagellack, Wimperntusche, Zahnpasta, Haarshampoo, Remouladen, Ketchup etc nicht gleich wegschmeißen, sondern sich informieren, mit welchen Hilfsmitteln man diese Produkte auch noch bis zum völligen Aufgebrauch benutzen kann.
Drücken Sie auf die Tube bis sie wirklich leer ist!
Schreiben Sie Ihre Erfahrung zu diesem Thema an Verbraucherschutz.de.
Wir leiten die Anfragen an die betreffenden Firmen weiter und bitten um eine Stellungnahme.
Bitte lesen Sie auch unseren Artikel:
http://verbraucherschutz.de/versteckte-preiserhohungen-neue-mogelpackungen-der-industrie/
Sehr schönes Beispiel hier: Apple. Ging mir das erste und letzte Apple-Gerät doch umgehend nach Ablauf der einjährigen (!) Garantie kaputt. Reperatur nicht möglich.
Es gibt in der Industrie einen geflügelten Slogan: Was lange hält, dass bringt kein Geld.
Es ist nun einmal so. Der Verbraucher soll kaufen, kaufen und wieder kaufen.
Man kann als Verbraucher nicht beurteilen, wie lange ein Artikel hält. Das geht nicht. Je kürzer die Lebensspanne desto höher die Nachkaufrate. Es soll Umsatz erzielt werden. Das geht aber nicht, wenn der Artikel ewig hält.