Modellösung von Vier Pfoten gegen illegalen Welpenhandel im Internet
Nachdem wir darauf aufmerksam wurden, dass lebende Hunde über das Internet verkauft werden, fragten wir Vier Pfoten, ob diese etwas gegen diesen Missstand unternehmen. Vier Pfoten schrieb uns:
Wir setzen uns für eine vollständige Rückverfolgbarkeit des EU-weiten Online-Welpenhandels ein!
Der illegale Welpenhandel ist geprägt von Tierquälerei, Betrügerei und Krankheitsrisiken für die jungen Hunde. Durch unsere Ermittlungen, Recherchen und unsere Kampagnenarbeit konnten wir die weit verbreiteten Probleme im Tierhandel aufdecken. Die meisten Welpen werden Online über Kleinanzeigen-Plattformen verkauft. Diese bieten Verkäufern einen einfachen Zugang zu einer großen Zahl potenzieller Käufer.
Da die internationalen Welpenhändler die Plattformen anonym nutzen können, werden vor allem dort illegal importierte Tiere verkauft. Die Gefahr, dass die Händler identifiziert und dadurch strafrechtlich verfolgt werden können, ist äußerst gering. Rückverfolgbarkeit ist ein Schlüsselaspekt im illegalen Handel mit Welpen. Denn es passiert oft, nachdem ein Kauf online abgewickelt wurde, dass die Welpenhändler verschwinden und die Opfer des Tierhandels (die Käufer der Tiere) mit kranken Tieren und hohen tierärztlichen Kosten konfrontiert sind. Derzeit gibt es in der gesamten Europäischen Union kein Gesetz, das dieses Problem löst.
Das EU-Gesetz zur Tiergesundheit
Das EU-Gesetz „Tiergesundheitsrecht“ oder englisch „Animal Health Law“ (AHL) bietet eine noch nie dagewesene Gelegenheit, den illegalen Handel mit Welpen zu unterbinden. Das AHL wird ab dem 21. April 2021 in allen EU-Mitgliedstaaten in Kraft treten. Das übergeordnete Ziel des AHL ist die Bereitstellung von Präventions-, Schutz- und Kontrollmaßnahmen bezüglich übertragbarer Tierseuchen.
Das AHL verpflichtet alle Verkäufer, Züchter, Transporteure und Sammelstellen von Hunden, Katzen und Frettchen, ihre Betriebe bei einer nationalen Behörde zu registrieren. Das ist ein Wendepunkt, um den illegalen Welpenhandel zu beenden, da das AHL die Rückverfolgbarkeit aller Betriebe von Züchtern und Verkäufern ermöglicht. Dies ist für die Identifizierung von skrupellosen Verkäufern und Züchtern enorm wichtig.
Die VIER PFOTEN Modelllösung
Das AHL kann zur Bekämpfung des illegalen Online-Handels beitragen, da es Transparenz schafft. Das kann erreicht werden, wenn die nationalen Regierungen digitale Datenbanken für die Registrierung nationaler Betriebe einrichten und wenn allen Züchtern und Verkäufern, die ihren Betrieb registrieren, Registrierungsnummern zugewiesen werden. Online-Kleinanzeigenplattformen sollten gesetzlich dazu verpflichtet werden, die Registrierungsnummer über diese Datenbanken zu überprüfen. Anzeigen auf der Plattform werden erst nach erfolgreicher Prüfung freigegeben. Dadurch ist der Verkauf von Heimtieren online ohne eine Registrierung nicht möglich. Die Registrierung sollte so einfach wie möglich sein und sowohl private als auch gewerbliche Verkäufer betreffen. Die meisten skrupellosen Verkäufer oder Vermehrer werden sich nicht registrieren, da dies ihre Identifikation und Verfolgung möglich macht. Somit wäre dieses System ein sehr guter Ausgangspunkt, um den illegalen Händlern den Zugang zum Markt zu versperren und somit den Online-Welpenhandel einzudämmen.
Ein weiter Schritt, um das Thema des illegalen Welpenhandels anzugehen, wäre die nationale Datenbank zur Registrierung von Betrieben mit nationalen TierKennzeichnungs- und Registrierungsdaten (K&R-Datenbanken) zu vernetzen. Durch diese Vernetzung könnte eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Heimtiere sowie ihrer Verkäufer erwirkt werden. Es wäre zum Beispiel viel einfacher herauszufinden, aus welchem Betrieb welches Tier genau stammt. Dadurch könnten Strafverfolgungsbehörden schneller herausfinden, wie viele kranke oder illegal importierte Welpen zu welchem Zucht- oder Verkaufsbetrieb gehören. Entsprechend können dann Maßnahmen eingeleitet werden.
Eine internationale Stelle (wie etwa EuroPetNet), die Informationen aus nationalen K&R-Datenbanken bündelt, könnte eine Schnittstelle für einen Prüfservice von Kleinanzeigen-Portalen in ganz Europa einrichten. Dazu würde auch die Überprüfung gehören, ob sowohl das Tier als auch der Verkäufer in einer K&R-Datenbank registriert sind und ob der Verkäufer als aktueller Besitzer des Tieres eingetragen ist. Mit dieser Schnittstelle können die Kleinanzeigen-Portale automatisiert überprüfen, ob die von den Verkäufern auf der Plattform angegebenen Informationen wie Transpondernummer, Alter, Rasse und Land der Registrierung korrekt sind. Erst nach einer positiven Prüfung der Richtigkeit der Angaben kann eine Anzeige veröffentlicht werden.
Registrierung der Heimtiere entscheidend
Für die Rückverfolgbarkeit einzelner Haustiere ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie von einem Tierarzt mit einem Mikrochip versehen und in einer nationalen K&R-Datenbank registriert werden. In den Datenbanken müssen alle Personen erfasst werden, die am Leben des Tieres beteiligt waren. Dies umfasst sowohl Züchter und Verkäufer als auch Tierärzte und Transporteure. Erfasst werden ebenfalls die Registrierungsnummer und der Status gemäß AHL.
Nur mit all diesen Informationen können die Behörden die Herkunft jedes erkrankten Tieres sowie den Aufenthaltsort aller mit diesem Tier involvierten Akteure herausfinden
Bitte lesen Sie auch den Artikel auf der Homepage von Vier Pfoten:
https://www.vier-pfoten.de/kampagnen-themen/themen/heimtiere/modellloesung-vollstaendige-rueckverfolgbarkeit-online-welpenhandels
Bitte lesen Sie auch den Artikel des Hamburger Tierschutzvereins zu diesem Thema:
https://www.hamburger-tierschutzverein.de/tierschutz/heimtiere/11752-tierschutz-kann-nicht-ueber-ebay-stattfinden
Mashallah BRUDER