Internetbestellungen sind schnell, bequem und daher immer beliebter bei den Verbrauchern. Fast alles kann man online ordern – selbst verschreibungspflichtige Medikamente. Doch Mediziner warnen vor dubiosen Versandapotheken, die durch Medikamentenfälschung das Leben ihrer Kunden aufs Spiel setzen.
Es sind nicht mehr nur Mittel gegen Kopfschmerzen oder Lifestyle-Medikamente wie Abnehmpillen, von denen Imitate in Unmengen über das Internet vertrieben werden. Mittlerweile wagen sich die Fälscher sogar an Arzneien zur Behandlung schwerer Erkrankungen wie Krebs, Aids oder Malaria. Der Schwarzmarkt boomt: Ein Kilogramm gefälschtes Viagra kostet hier 90.000€ – 25.000€ mehr als Heroin. Das entspricht einer Gewinnspanne von bis zu 47.000%. Volker Kerrutt vom Zollkriminalamt in Köln hält das Geschäft mit illegalen Medikamenten daher für eine der „lukrativsten kriminellen Einnahmequellen“.
Betroffen von den gepanschten Medikamenten sind vor allem afrikanische oder lateinamerikanische Länder. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt die Fälschungsrate in diesen Ländern bei bis zu 50%. Insgesamt am populärsten sind laut Kerrutt aber klassische Medikamente sowie Dopingmittel für den Breitensport, wie etwa Anabolika. Die meisten dieser Mittel kämen aus Thailand, Indien und China. Fast fünf Millionen illegal hergestellte Tabletten und Ampullen haben deutsche Zollfahnder im letzten Jahr beschlagnahmt – knapp 1,5 Millionen mehr als noch 2011.
Welche Folgen die Einnahme eines gefälschten Medikaments hat, hängt von seiner Zusammensetzung bzw. davon ab, ob und in welcher Menge es Wirkstoff enthält. Im besten Fall ist die Arznei ein Placebo und hat überhaupt keinen Effekt. Im schlimmsten Fall ist die Dosierung des Wirkstoffs viel hoch und unter Umständen lebensgefährlich. Deutsche Verbraucher müssen sich jedoch wenig Sorgen machen, wenn sie in einer klassischen Apotheke, direkt beim Hersteller oder im Großhandel bestellen: Der deutsche Arzneimittelmarkt gilt als einer der weltweit sichersten. Produktionsprozess und Vertriebskette durchlaufen ständige Qualitätskontrollen – von den zuständigen Behörden, aber auch durch die beteiligten Unternehmen selbst. So fallen Unregelmäßigkeiten schnell auf und können verfolgt werden, bevor der Verbraucher Schaden nimmt.
Seit 2004 ist in Deutschland auch der Versandhandel mit Arzneimitteln erlaubt. Versandapotheken gibt es wie Sand am Meer, die meisten davon sind leider eher dubios. Es gibt jedoch auch einige seriöse Versandhäuser, die den gleichen strengen Kontrollen unterliegen wie klassische Apotheken. In Deutschland zugelassene Versandapotheken erkennt der Verbraucher am Logo des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Wer darauf klickt, wird auf die Website des Instituts weitergeleitet und kann alle Kontaktdaten der Apotheke einsehen – so lässt sich leicht die Echtheit des Logos überprüfen. Vorsicht ist geboten bei Seiten, die eine Online-Rezepterstellung anbieten. Das gilt auch bei Anbietern, bei denen die Bestellung verschreibungspflichtiger Arzneien ohne Rezept oder von Mitteln, die in Deutschland gar nicht zugelassen sind, möglich ist. Um ein verschreibungspflichtiges Medikament zu erhalten, muss der Patient das vom Arzt ausgestellte Rezept erst an die Versandapotheke schicken – einen anderen Weg gibt es nicht.
Verbraucher sollten außerdem prüfen, ob beispielsweise im Impressum die fachlichen Qualifikationen der Betreiber genannt werden. Oft sitzen diese im Ausland, da sie aber genauso wie eine klassische Apotheke zur Beratung verpflichtet sind, muss trotzdem qualifiziertes deutschsprachiges Personal telefonisch zu erreichen sein.