Auffällig viele Todesfälle im Umfeld von Gazprom
Im Öl- und Gassektor werden auffällig viele russische Oligarchen und Manager tot aufgefunden. Offizielle Informationen zur Todesursache: Suizid, Unglück und Vergiftung beim Schamanen. Fast alle: Verbindungen zum Gazprom-Konzern. Im Zentrum der Gazprom Giganten: Fünf Geschäftsleute des staatlich kontrollierten Konzerns starben in den vergangenen Wochen.
Der letzte Fall: Juri Woronow, 61 Jahre. In einem St. Petersburger Vorort wurde er tot im Pool seiner Villa aufgefunden, Todesursache: Kopfschuss. Eine Pistole wurde in der Nähe aufgefunden. Am Pool-Boden wurden benutzte Hülsen gefunden. Der Tote war Logistikunternehmer und hatte wertvolle Verträge mit Gazprom in der Arktis abgeschlossen.
Die Frau von Woronow erzählte der „Daily Mail“: Ihr Mann sei sich sicher gewesen, von „unehrenhaften“ Leuten um sehr viel Geld betrogen worden zu sein. Die russischen Ermittler sprechen von einem „Streit zwischen Geschäftspartner“
Der Brite Bill Browder twitterte „Das ist verrückt. Leute, die Verbindungen zu Gazprom haben, sterben wie die Fliegen“. Mr. Browder war der größte ausländische Investor in Russland. Er hat sich aber aus dem Land zurückgezogen und ist bekennender Gegner des Kremls. Der Anwalt von Mr. Browder starb nach Misshandlungen in russischer U-Haft in 2009, nachdem er einen angeblichen Betrug von russischen Beamten aufgedeckt hatte.
Im Badezimmer tot aufgefunden wurde Leonid Schulman im Januar dieses Jahres. Er war ein ehemaliger Gazprom-Manager, der im gleichen St. Petersburger Vorort lebte wie Juri Woronow. Ebenfalls in der Gegend: Stellvertretender Generaldirektor von Gazprom, Alexander Tjuljakow, wurde erhängt in seiner Villa im Februar aufgefunden. Beide hatten Abschiedsbriefe hinterlassen.
Auch Mikhail Watford wurde erhängt in der Garage seines Herrenhauses im britischen Surrey aufgefunden. Er war ein Öl- und Gasmagnat geboren in der Ukraine. Nicht im Energiesektor tätig, aber Besitzer vom Medizinkonzern Medstom. Wassili Melnikow: Er tötete angeblich erst seine Frau und seine zwei Kinder und dann sich selbst. Auch Waldislaw Awajew, ehemalige Vizechef der Gazprom-Bank und Sergej Protosenja, ehemalige Manager von Novatek (größter Gasförderer Russland) sollen im April erst Ihre Kinder und Frauen und dann sich selbst getötet haben.
Im Mai hatte Andrej Krukowski, Manager des russischen Skiressorts Krasnaja Poljana, einen tödlichen Unfall. Das Skiressort wird von Gazprom betrieben. Laut den Ermittlern stütze er bei einer Wanderung in den Bergen in den Tod.
Alexander Subbotin war der nächste, der sein Leben verlor. Laut den russischen Medienberichten starb der Manager an einer „Kater-Behandlung“ bei Schamanen. Die Schamanen hätten seine Haut aufgeschnitten und ein Gift einer Kröte aufgetragen, um den Kater durch übermäßigen Alkoholkonsum zu behandeln. Der Öl-Milliardär hatte sich während der Verhandlung nicht wohlgefühlt. Er hatte sich in den Räumen der Schamanen zur Ruhe gelegt und wurde wenig später tot aufgefunden.
Verständlicherweise werden immer mehr Gerüchte lauter, dass die oben genannten angeblichen Unglücke und Selbstmorde kein Zufall sind und es sich in Wirklichkeit um Morde handelt. Das sagt auch der russische Banker German Gorbuntsow, er lebt in London und überlebte 2012 einen Mordanschlag.
In dem vom US-Medienkonzern CBS produzierten Dokumentarfilm „Secrets of the Oligarch Wives“ liefert Bill Browder eine mögliche Erklärung: Die Sanktionen, verhängt durch den Krieg in der Ukraine, können ein Grund dafür sein. Es sähe so aus, als sei der Kuchen kleiner geworden. Es gäbe jetzt gibt es einen Haufen Leute, die über geschrumpfte Mengen Geld streiten. Immer wenn es zugleich begrenzte Ressourcen und sehr mächtige Leute gibt, beginnen Leute zu sterben, meinte Mr. Browder. Die Denkfabrik „Warsaw Institute“ liefert eine weitere mögliche Erklärung: Spuren zu verwischen, die eventuell Betrügereien in russischen Staatskonzernen aufdecken könnten.
Quellen: ntv.de, Daily Mail, CBS
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Gazprom-Umfeld-stirbt-wie-die-Fliegen-article23447989.html